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Marina goes Zeitung

Ganz ehrlich: nach gefühlten 100 Absagen ging es mir zeitweise doch ziemlich scheiße.

Nicht gesundheitlich. Aber man fühlt sich ungebraucht und ungewollt.

Zumal die allermeisten Absagen entweder ein vorgefertigtes Formblatt waren, oder Sätze wie "Sie dürfen das nicht persönlich nehmen... andere Bewerber passen eben besser zu uns..." enthielten.

"Natürlich" werden viele sagen. "Du bist ja nicht die einzige Bewerberin, nicht nur du bekommst Absagen."

Nein, wirklich?! Ganz ehrlich, das ist mir durchaus bewusst.

Nur war bei mir wirklich niemand ehrlich.

Niemand hat gesagt "es liegt an Ihrer Hörschädigung, das kennen wir nicht, das trauen wir uns nicht zu".

Niemand hat mich im Vorstellungsgespräch ernst genommen, hat mal gesagt "okay - wir schauen uns das an, wir versuchen es!".

Alles, was ich bekam, war eben die Einladung zum Gespräch ("müssen wir ja, Sie sind schwerbehindert") und dann höchstens ein müdes Lächeln ("da müssen Sie nochmal schauen, ob der Beruf wirklich zu Ihrer Behinderung passt").

Hm, ja. Das lasst meine Sorge sein.

Meine liebe Dolmetscherin (die auch eine gute Freundin ist) hatte dann die Idee:

"Lass uns doch zur Zeitung gehen und auf deine Geschichte aufmerksam machen!"

Gesagt, getan. Wir haben uns also an eine größere Zeitung gewandt, ein Interview geführt und nach einigen Wochen waren wir dann tatsächlich in der Zeitung. Live und in Farbe, versteht sich. ;-)

Nun, was soll ich sagen.

Ich habe natürlich nicht erwartet, dass man mir anschließend diverse Stellen nachschmeißt. Aber dahingehend war die Resonanz dann doch ähm.. bescheiden.

Viele liebe Bekannte und Freunde haben sich bei mir gemeldet und mir Mut gemacht, mir ihren Respekt ausgesprochen.

Und auch ein oder zwei, die selbst mal als Personaler tätig waren, versicherten mir, dass sie mit anderen beeinträchtigten Menschen nur gute Erfahrung gemacht haben.

Aber das war's. Und es zeigt nur einmal mehr, wie wenige bereit sind, mal über ihren Schatten zu springen und sich mit ihnen unbekannten Dingen zu beschäftigen.

 

"Dass ihr mich nicht vergleicht, macht euch unvergleichlich.

Nein, ich schaff das nicht alleine, was mit euch so leicht ist."